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Down to Earth 2019: Ergebnisse aus der Deutschland-Befragung zum Klimagipfel in Madrid

von Fenja De Silva-Schmidt

Wie schon 2015 und 2018 haben wir auch in diesem Jahr während der Klimakonferenz eine deutschlandweite Online-Befragung durchgeführt. Die Befragung gehört zum Forschungsprojekt Down2Earth, geleitet von Michael Brüggemann an der Universität Hamburg, in dem wir Einstellungen, Mediennutzung, Wissen und Handeln der Menschen zu den Themen Klimawandel und Klimapolitik untersuchen.

Einstellungen zu Klimawandel und Klimapolitik

Im Vergleich zu den vorigen Befragungen zeigt sich nochmals ein signifikanter Anstieg in der Problemwahrnehmung: Inzwischen nennen 38,5 Prozent der Deutschen den Klimawandel als eines der zwei wichtigsten Probleme, denen Deutschland derzeit gegenübersteht (2018: 29,5%, 2015: 14,6%).

Problemwahrnehmung DtE 2019

Die empfundene Relevanz des Klimawandels für das eigene Leben, das Interesse an Klimapolitik und das (in Deutschland geringe) Ausmaß der Skepsis am anthropogenen Klimawandel haben sich im Vergleich zur letzten Befragung kaum verändert, ebenso das Vertrauen in verschiedene Akteure und Einstellungen zur Klimapolitik.

Mediennutzung

Es zeigt sich ein deutlicher, signifikanter Anstieg der Kontakte zum Thema Klimawandel in fast allen erfassten Medien – wahrscheinlich liegt dies nicht daran, dass die Deutschen nun mehr Medien zu dem Thema nutzen, sondern dass die Berichterstattung intensiver geworden ist. Hier zeigt sich offenbar ein positiver „Greta-Effekt“: Durch Initiativen wie Fridays for Future und aktuelle politische Debatten über Klimaschutz ist das Thema kontinuierlicher auf die Agenda gerückt als in den Vorjahren. Die wichtigste Informationsquelle ist weiterhin das öffentlich-rechtliche Fernsehen: 74,8 Prozent der Deutschen erfahren – zu Zeiten des Klimagipfels – hier mindestens einmal die Woche etwas über den Klimawandel, gefolgt vom Radio (56,9 %). Ein stark gestiegener Anteil der Deutschen ist bei der Nutzung sozialer Netzwerke mindestens wöchentlich mit dem Thema Klimawandel in Kontakt gekommen (von 19,2% in 2015 auf nun 43%). Auch die Zahl der Gespräche über das Thema hat deutlich zugenommen – mehr als die Hälfte der Deutschen (51,1%) hat sich mindestens einmal pro Woche mit Familie und Freunden darüber unterhalten, mit Kollegen und Bekannten taten dies immerhin 40 Prozent.

Wissen

In einzelnen Bereichen hat sich das Wissen vergrößert: Emissionshandel als Maßnahme zur Erreichung von Klimaschutzzielen ist – nach intensiver Berichterstattung zu dem Thema in den letzten Monaten – nun immerhin 57,8 Prozent der Deutschen bekannt. Auch das 2-Grad-Ziel können mehr Menschen richtig einordnen als 2018, wenngleich es immer noch nur 21,5% sind, die die korrekte Antwort auf unsere Wissensfrage dazu ankreuzen konnten. Weiterhin sind viele Basisfakten wenig bekannt – etwa, dass noch keine weltweite Emissionsreduktion gelungen ist (23,1% richtige Antworten) und wie viele Emissionen verschiedene Länder im Vergleich pro Kopf ausstoßen (nur 10,7% richtige Antworten). Bei beiden Items hat die Zahl der richtigen Antworten im Vergleich zum Vorjahr sogar abgenommen, wenn auch nicht signifikant. Wie in den bisherigen Befragungen war die aktuelle Frage leichter zu beantworten als die Fragen zum Basiswissen: Immerhin wusste ein Drittel der Deutschen über die Inhalte des Klimapakets Bescheid.

Handeln

Ein großer Teil der Deutschen achtet bereits darauf, möglichst klimafreundlichere Lebensmittel zu kaufen und eher auf klimaschädliche Verkehrsmittel zu verzichten; in Zukunft möchten dies noch mehr Menschen tun.

Klimaschutzhandeln DtE 2019

Insgesamt gibt es eine hohe Bereitschaft, den eigenen Konsum und Lebensstil zu verändern und dafür auch mehr Geld auszugeben: Fast ein Viertel der Deutschen (23,4%) wäre sogar bereit, im Rahmen einer Klimaschutzabgabe auf ein Prozent ihres Einkommens zu verzichten. Politisches Handeln für den Klimaschutz ist zwar weniger häufig, aber auch vorhanden – elf Prozent arbeiten aktiv in einer Organisation mit, fast jede/r Zehnte war schon mindestens einmal auf einer Demonstration von Fridays for Future dabei und ganze 17,5 Prozent möchten in Zukunft mitdemonstrieren. Inzwischen geben 42,2 Prozent der Deutschen an, dass das Thema Klimaschutz ihre Wahlentscheidung beeinflusst; 2015 waren es noch 38,4 Prozent.

Insgesamt zeigen sich im Vergleich zu 2018 auf den Verhaltensitems zwar nur kleine Veränderungen, der Langzeittrend im Vergleich zu 2015 zeigt jedoch signifikante Veränderungen hin zu mehr Klimaschutz.

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