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Eine Allegorie an den Klimawandel: Filmkritik „Don´t Look Up“ (2021)

Von Lea Sommer

Don’t Look Up film’s poster (2021). Image Source: Impawards, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Netflix appelliert mit der Veröffentlichung von „Don´t Look Up“ am 24. Dezember 2021 daran, die Wissenschaft ernst zu nehmen. Die Anspielung auf die Klimakrise und dessen Leugnung sind nicht zu übersehen. Dabei verfehlt er die Darstellung der gesellschaftlichen Lage und Handlungsfähigkeit. Wahrscheinlich, weil er diese nicht anerkennt.

 

Pünktlich zu Weihnachten geht die Welt unter. Zwar nicht in echt, dafür aber im Film „Don´t Look Up“. Der Film von Regisseur Adam McKAy wurde am 24. Dezember 2021 auf Netflix veröffentlicht. Doktorandin Kate Dibiasky (Jennifer Lawrence) und Astrophysiker Randall Mindy (Leonardo DiCaprio) entdecken einen Kometen, der droht die Menschheit auszulöschen. Bei ihrem vergeblichen Versuch, diese Gefahr zu kommunizieren und Politik, Medien und Bevölkerung zum Handeln zu bringen, werden die Wissenschaftler:innen zuerst nicht ernst genommen. Die US-Präsidentin interessiert sich mehr für ihre Umfrageergebnisse, schlägt weitere Sondierungen vor und spricht davon erst einmal Ruhe zu bewahren. Währenddessen wird der tödliche Komet von den Journalist:innen im Frühstücksfernsehen möglichst harmlos dargestellt. Was auf den ersten Blick wie der nächste klassische Weltuntergangsfilm klingt, stellt sich bei zweitem Hinsehen als eine Allegorie an den Klimawandel heraus.

Der metaphorische Umgang mit dem Kometen will greifen, was in Bezug auf den Klimawandel schiefzulaufen scheint: Die Unfähigkeit der Politik, die verharmlosende mediale Berichterstattung sowie die Apathie der Gesellschaft. Zweieinhalb unterhaltsame Stunden appelliert „Don´t Look Up“ an uns, die Naturwissenschaft ernst zu nehmen.

Und er will aufrütteln. Denn er schreibt einen nicht unbeträchtlichen Teil der Verantwortung im katastrophalen Umgang mit dem Kometen der Gesellschaft zu. Doch hier wird es schwierig. Der Kometen-Einschlag funktioniert zwar als Allegorie, jedoch nicht, um weitreichende Kritik an der Gesellschaft zu leisten. Wie soll der durchschnittliche Bürger oder die durchschnittliche Bürgerin auch einen neun Kilometer großen Kometen abwehren?! In Bezug auf den Klimawandel sieht das schon wieder anders aus. Neben globalen Maßnahmen, die von Politik und Industrie getroffen werden können, macht die Entscheidung eines jeden Einzelnen sehr wohl einen Unterschied. Für eine nachhaltige Veränderung braucht es unser aller Einsatz.

Spätestens seit der Erfindung des CO₂-Fußabdrucks wird im Zusammenhang mit dem Klimawandel von „Eigenverantwortung“ gesprochen. Eines Artikels der Nachrichten-Webseite Mashable zufolge ist der CO₂-Fußabdruck ursprünglich eine PR-Erfindung des britischen Mineralölunternehmens BP, das damit von seinem eigenen Einfluss auf Umweltverschmutzung und Klimakrise ablenken wollte. Stattdessen schob es die Verantwortung dafür den einzelnen Bürger:innen zu. Mit Erfolg. CO₂-Rechner gibt es etliche, unter anderem von WWF und dem Umweltbundesamt. Zusammen mit den passenden Empfehlungen, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Und BP? Der Konzern wirbt noch heute auf seiner Webseite mit den Worten „Drive down your carbon footprint” für den CO₂-Rechner. Dabei trägt das Unternehmen, genauso wie die restliche Industrie, einen Großteil zur Verschärfung der Klimakrise bei.

So brutal und einfach „Don´t Look Up“ uns vor Augen führt, wie es um den Umgang mit der Klimakrise bestellt ist, so sehr verfehlt er zu zeigen, dass die Gesellschaft handlungsfähig ist. Jeder Einzelne von uns hat eine Wahl und kann seinen Teil dazu beitragen den CO₂-Abdruck zu verringern. Und viele kleine Entscheidungen können Großes bewirken. Das hat sich in den letzten Jahren deutlich gezeigt und sollte spätestens seit Greta Thunberg klar sein.

Hinweis:
In der aktuellen Ausgabe des Vom Feld ins Regal-Podcast(Spotify) hat Michael Brüggemann sich ebenfalls zum Film “Don’t Look Up”, Kommunikationsproblemen des Klimawandels und realen Phänomene in Bezug auf die Erwartungen an die Wissenschaft geäußert.

 

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